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Schneeschuhwanderung in Balderschwang Schnee von morgen

"Wann schneit es endlich? Und reicht der Schnee über­haupt aus, um Ski- oder Snow­board­fahr­en zu können?" Fragen, die sich Winter­sport­ler in den ver­gang­enen Jahren wohl öfter ge­stellt haben. Denn mittler­weile sieht es auf den Hängen in den bayer­isch­en Al­pen nicht selten so aus:

Schneekanone im Alpenvorland

Seit 1961 ist die Durch­schnitts­tem­pe­ra­tur im bayer­ischen Alpen­raum im Win­ter kontinu­ierlich an­gestiegen:

Temperaturveränderung im bay. Alpenraum

Temperaturveränderung im Alpenvorland

Quelle: Eigene Berechnung, Deutscher Wetterdienst

Die Folge: geringere Schnee­höhen in den bayer­ischen Al­pen. Wir haben des­halb in einer groß­en Daten­rech­erche 101 Ski-Ge­meinden im baye­rischen Alpen­raum analy­siert und sind auf über­rasch­ende Er­geb­nisse gestoßen.

Immer weniger Übernach­tungen

Wir haben fest­gestellt, dass die Über­nacht­ungs­zahlen im bayer­ischen Alpen­raum rück­läufig sind - da­bei sind uns zwei Re­gi­onen auf­gefal­len, die sich völ­lig unter­schied­lich ent­wickeln: das All­gäu und das Ein­zugs­gebiet süd­lich von Münch­en, der so­ge­nann­ten Münch­ner Kegel.

Allgäu und Münchner Kegel

Karte des Allgäus und des Münchner Einzugsgebietes

Ob­wohl der Mün­chner Kegel durch seine Verkehrs­an­bind­ung sehr gut zu er­reichen ist, sind die Über­nacht­ungs­zahlen seit 1994 um ein Vier­tel ge­sunken. Das All­gäu hin­gegen stemmt sich gegen diesen Negativ­trend.

Entwicklung der Übernachtungen
im Allgäu und Münchner Kegel

Entwicklung der Übernachtungszahlen im Alpenvorland

Quelle: Eigene Berechnung, Bayerisches Landesamt für Statistik

Im Allgäu sind die Winter-Über­nacht­ungs­zahlen in den ver­gan­genen 20 Jahren nur um 1 % ge­sunken und haben sich wieder fast auf dem Aus­gangs­wert ein­ge­pendelt. Der Mün­chner Kegel hin­gegen ver­zeichnet fast ein Vier­tel weniger Über­nach­tungen.

Zwei Orte, zwei Ent­wick­lungen

Wir haben nach Gründ­en für die unter­schied­lichen Ent­wick­lung­en ge­sucht und aus beiden Re­gionen je­weils einen Ort aus­ge­wählt, für den der Winter­tour­ismus eine be­sondere Be­deut­ung hat. Balder­schwang (Allgäu) mit rund 300 Ein­woh­nern und Reit im Winkl (Münchner Kegel) mit etwa 2360 Ein­woh­nern.

An beiden Orten sind die Über­nacht­ungs­zahlen im Win­ter höher als im Som­mer – das ist un­ge­wöhn­lich für Bay­ern und deutet auf eine be­sondere wirt­schaft­liche Be­deut­ung des Winter­touris­mus für beide Orte hin. Sehen Sie sich die unter­schied­lichen Ent­wick­lungen der bei­den Orte selbst an.

Klicken Sie da­für in der Gra­fik auf den Orts­namen, um die Daten auf­zu­rufen

Entwicklung der Übernachtungen

  • Entwicklung der Übernachtungen in Reit im Winkl
  • Entwicklung der Übernachtungen in Balderschwang

Quelle: Eigene Berechnung, Bayerisches Landesamt für Statistik

Während Reit im Winkls Ent­wick­lung symp­to­matisch für den Münch­ner Kegel steht, hat Balder­schwang bei den Winter­über­nacht­ungen zu­gelegt. Was beide Ge­meinden aller­dings ge­mein­sam haben: Die Durch­schnitts­tem­pe­ra­tur im Winter steigt, der Schnee wird nachw­eis­lich weniger.

Entwicklung der Schneehöhen
Oberstdorf nahe Balderschwang

  • Entwicklung der Schneehöhen in Reit im Winkl
  • Entwicklung der Schneehöhen in Oberstdorf

Quelle: Eigene Berechnung, Deutscher Wetterdienst

Wir haben vor Ort re­cher­chiert, wie die bei­den Orte mit der Si­tua­tion um­gehen.

Balderschwang: Konzept

Karl Traubel, Balderschwang

Karl Traubel

Hotelier in Balderschwang

Das ist von innen heraus. Das ist unser eigener An­trieb. Unseren Gästen unsere Natur, unsere Land­schaft, unsere Gegend rüber­zu­bringen.

In Balder­schwang wird der klas­sische Ski­touri­smus kom­biniert mit nach­halt­igen Bau­steinen, die auch ohne Schnee aus­kommen.

Zudem wird die Alp­wirt­schaft nicht aus dem Ort ver­drängt, son­dern ist wesent­licher Be­stand­teil des Touris­mus­kon­zept.

Konrad Kienle, Balderschwang

Konrad Kienle

Bürgermeister von Balderschwang

Die Land­wirt­schaft, die pro­du­ziert. Und der Tour­is­mus, der das dann zu einem guten Preis auch kaufen kann und ver­arbeitet und hi­naus­bringt. Und wenn ich das schaffe, das zu­sammen­zu­bringen, dann funktion­iert's. Wenn ich das nicht schaffe, kann's nicht gehen.

Zum Ver­gleich: Bal­der­schwang konnte mehr Land­wirt­schaft am Ort hal­ten als Reit im Winkl. Das Bild zeigt sich auch in den Ber­gen der Ge­mein­den:

Landwirtschaft im Vergleich
Rinder und Almen pro Gemeinde

  • Landwirtschaft in Balderschwang
  • Landwirtschaft in Balderschwang

Quelle: Alpwirtschaftlicher Verein im Allgäu, Amt für Almwirtschaft Traunstein

Reit im Winkl: Konzept

Josef Heigenhauser, Reit im Winkl

Josef Heigenhauser

Bürgermeister von Reit im Winkl

Winter­touri­smus in Reit steht auf drei Säulen: Ski Alpin, Lang­lauf und Winter­wandern auf ge­walzten Wegen.

Das Konzept ist damit auf Schnee an­gewiesen, der aller­dings auf­grund stei­gender Tem­pe­ra­tur­en weniger wird.

Die Land­wirt­schaft ist da­gegen so gut wie gar nicht in das Winter­tour­ismus-Konzept eingebunden - und das hat Folgen.

Pankraz Speicher, Reit im Winkl

Pankraz Speicher

Landwirt in Reit im Winkl

Wir haben in Reit im Winkl über­haupt gar keinen Voll­erwerbs­land­wirt. Ich glaube, dass das von der Be­völker­ung noch gar nicht so wahr­ge­nom­men wird, was da auf uns zu­rollt. Momen­tan ist es eine Selbst­ver­ständ­lich­keit, dass die Bauern mähen und die Fläch­en putzen - und meine Mein­ung ist, dass sich das noch ändern wird bei uns.

Wie geht es weiter?

Die Ent­wick­lung in Balder­schwang zeigt: Der ehe­mals weiche Faktor „Nach­halt­ig­keit“ ist zum harten Faktor ge­worden, die Über­nacht­ungs­zahlen steigen und ein Tour­ismus­zweig wächst, der nicht nur auf Schnee an­ge­wiesen ist. Das kleine Dorf könnte damit einen Denk­anstoß für all die Orte im baye­ischen Alpen­raum lief­ern, die sich fragen: Wie geht es weiter, wenn der Schnee weniger wird? Doch dieser Erfolg kommt nicht von allein.

Konrad Kienle, Balderschwang

Konrad Kienle

Bürgermeister von Balderschwang

Da müssen wir schauen, dass wir das lang­frist­iger auf­bauen, nach­halt­iger sagt man, und ich sage immer ganz gern: enkel­fähig. Da ist natür­lich noch immer Angst da­hinter, da muss man sich was trauen.

Ei­ni­ge Ge­mein­den set­zen mittler­weile auf nach­haltigen Touris­mus, der auf ihren Ort zu­ge­schnit­ten ist. Denn die­se An­gebote funk­tionieren auch un­ab­hängig von der Schnee­höhe.

Sie be­finden sich auf der mobil­op­ti­mier­ten Version der "Schnee von morgen"-Home­page. Eine inter­aktive Web­video-Doku sowie ein um­fang­reiches Rech­erche-Tool, in dem Sie Daten zu allen 101 Ge­meinden im baye­rischen Alpen­raum ab­rufen können, er­reichen Sie, wenn Sie diese Web­seite mit einem Desk­top-PC oder Note­book auf­rufen.

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